Táborer Rathaus

Jede Königsstadt in Böhmen, dass diese Bezeichnung verdiente, war stolz auf ihr Rathaus. Auch in Tábor handelte es sich um den erstrangigen öffentlichen Bau. In seinen Räumen tagte der Stadtrat, hier wurden auch das "Stadtrecht" und alle bedeutenden Ereignisse des öffentlichen Lebens abgehalten. Das Rathaus symbolisierte die Würde der Stadt, ihr Prestige und die Stellung gegenüber den anderen Städten des Königstums. Es war also die Ehrensache, dass die Taborer auf den Bau des Rathauses gründlich achteten.

Heutzutage kann man sagen, dass diese Bemühungen von Erfolg gekrönt waren. Das Taborer Rathaus zählt zu den bedeutendsten Denkmälern der Spätgotik in den böhmischen Städten. Mit seinem Aufbau wurde wahrscheinlich in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts begonnen, als der Stadtrat drei Häuser auf der Westfront des Platzes niederreißen ließ. So wurde ein ausreichender Raum für den Aufbau des monumentalen Rathauses frei. Der ausgedehnte Bau umgab mit vier Flügeln einen kleinen Hofplatz, der in den Platz durch einen geräumigen Saal mit breiten Portalspitzbögen geöffnet wurde. Von hier führt durch das Treppenhaus und die Steingalerie der Eingang in den ersten Stock, wo sich die Hauptzimmer befanden. Der große Saal, auch Palast genannt, wird mit Recht für das historisch wertvollste öffentliche Interieur in Tábor gehalten. Er entstand durch die Beseitigung eines größeren Teiles des ursprünglichen zweiten Stocks und durch das Einwölben des hohen Raumes mit dem vollkommen angefertigten Netzgewölbe. Das Gewölbegewicht führte der Architekt einerseits in die Seitenwände der Halle und andererseits in zwei schlanke mehreckige Säulen. Den ästhetischen Eindruck erhöhen kleine Plastiken, welche die Konsolen und Bolzen des Gewölbes verzieren. Zwei männliche Köpfe auf einem der Bolzen stellen der Tradition nach Jan Žižka und Prokop Holý dar, die berümtesten Hauptleute der Taborer Feldheere. Das in der Halle untergebrachte Stadtwappen wurde aufgrund der Stadt Tábor vom Kaiser und böhmischen König Sigismund von Luxemburg im Jahre 1437 verliehenen Stadtsiegel geschaffen. Es handelt sich um eine anspruchsvolle Steinarbeit, die eine ungewöhnliche handwerkliche Geschicktheit erforderte. Im Rahmen des Wappens findet man auch die Jan Hus - Plastik, eine der ersten Abbildungen des berühmten kirchlichen Reformators. Das Stadtwappen samt dem Wappen des Böhmischen Königstums auf einem der Bogenbolzen hebt die Bedeutung des Raumes hervor. Die kleinen, vergoldeten, die Gewölberippen verzierenden Statuen zeigen dagegen, dass unsere Vorfahrten den Humor- und Ironiesinn hatten. An die Gestalt eines Mannes mit dem nackten Popo und der vielsagenden Geste knüpft sich eine Fabel von dem entrüsteten Erbauer der Halle, der sich auf diese Weise bei den Taborer Ratsleuten für ihren Geiz rächen wollte, mit dem sie die Baumeistermühe belohnten.


Die Autorschaft des Palastes und des ganzen Rathauses ist dem Architekten und Steinmetzen Wendel Roskopf zugute zu halten, der aus der Lausitz gekommen sein dürfte. Von Roskopfs Wirken beim Rathausbau zeugt auch die Inschrift und das Steinmetzzeichen auf dem Pläuerstadtwappen mit der Jahreszahl 1515 -1516. Den Rathausaufbau beendete Roskopf um 1521. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde das in den vorherigen Kriegsjahren beschädigte Gebäude nach Antonius de Alfieris Projekt im Barockstil hergerichtet. Im Jahre 1878 versuchte der Architekt Josef Niklas, dem Rathaus wieder seinen spätgotischen Charakter zurückzuverleihen. Seine heutige Form verdankt so das Rathaus unter anderem auch den historisierenden Herrichtungen von Niklas.


Während sich im Erdgeschoss des Gebäudes der Eingang in das unterirdische Gängenetz befindet, werden die Rathaussäle heute für die Expositionen des Hussitenmuseums und für die bedeutenden Kulturveranstaltungen benutzt. In den sich anschließenden Räumen werden die bildenden Kunstwerke mit der Beziehung zu Tábor oder zu den hussitischen Themen ausgestellt.

Adresse

Žižkovo náměstí 1, Tábor 390 01

E-mail: objednavky@husitskemuzeum.cz

+420 774 059 263

Web: www.husitskemuzeum.cz