Über Tábor
Tábor ist die zweitgrößte Stadt Südböhmens und ein bedeutendes Verkehrs-, Wirtschafts- und Kulturzentrum der Region. Dank der hohen Anzahl an historischen Denkmälern und Naturschönheiten zählt die romantische, sich um Tábor herum im ruhigen Flussgebiet der Lužnice erstreckende Landschaft zu den meistbesuchten Orten in der Tschechischen Republik.
Kurzcharakteristik der Stadt Tábor
Fläche der Stadt: 6221 ha
Zahl der Einwohner: 35 000
Der höchste Ort: Žižkovo náměstí (Stadtzentrum) 450 m ü. NHN
Geographische Informationen: Einen überwiegenden Teil der Tábor Region nimmt die Taborer Hügellandschaft und das Třeboňská Becken ein. Über dem ganzen Gebiet thront der Lužnice Fluss.
Geografische Lage: nördlicher Rand Südböhmens an der Nahtstelle des Wttingauer Beckens (Třeboňská pánev) und des Wlaschimer Hügellandes (Vlašimská vrchovina), 83 km südlich von Prag, 60 km nördlich der Stadt České Budějovice (Budweis).
Dokumentationen, Videos und Spots
YouTube Kanal von MestoTabor
Unter diesem offiziellen Profil finden Sie eine Reihe von Präsentationsvideos der Stadt, Aufnahmen von den Fahrradrouten der Stadt oder Clips von kulturellen Veranstaltungen.
Wer sind die Gotteskämpfer - Version 2020
Ein außergewöhnliches musikalisches Projekt in Zusammenarbeit mit Studenten, Absolventen, Professoren und Mitarbeitern des Berklee College of Music, der Julliard School, des New England Conservatory, des Jaroslav Ježek Conservatory, der HAMU und des Prague Conservatory, dank dessen ein neues Orchester- und Chorarrangement entstanden ist der hussitischen Musik entstand zum 600. Jahrestag der Gründung des Stadtgesangs Wer sind die Gotteskämpfer. Es wurde von 125 Musikern und Sängern aus 6 Kontinenten mit der Unterstützung von 6 wichtigen Namen der Musikwelt aufgenommen.
Geschichte
"Da die von ihm besetzte Stadt nicht verschanzt war, wählte er eine durch die natürliche Lage befestigte Stelle an demselben Fluss .... . Er veschanzte sie und befahl jedem, sein Haus so zu bauen, wie er sich früher sein Zelt baute." (Aeneas Silvius Piccolomini, Böhmische Chronik)
So beschreibt der zeitgenössische Chronikschreiber die Gründung der Stadt Hradiště auf dem Berg Tábor von dem Hussitenheerführer Jan Žižka. Die Stadt entstand wirklich als eine Festung, die ihre Bewohner vor allen Feinden schützen sollte. Sie wuchs auf einem oberhalb des Zusammenflusses des Tismenice-Baches und des Flusses Lužnice emporragenden Felsenplateau, und von Anfang an spielten die Naturbedingungen im Leben der Stadtbewohner eine große Rolle. Noch heute sind die Züge der Stadt-Festung deutlich erkennbar.
Auch die Gründung der Stadt im Frühjahr 1420 spielte sich unter Ausnahmeumständen ab. Sie ist nicht nur mit Žižka, sondern auch mit dem Namen eines großen Reformators der katholischen Kirche, mit Jan Hus, verbunden. Jan Hus starb in der deutschen Stadt Konstanz (am Bodensee) eines Märtyrertodes schon im Jahre 1415, trotzdem kann man ihn gewissermaßen für einen Mitbegründer der Stadt halten. Die Gedanken von Hus, einschließlich der Überzeugung von der Menschen- und Konfessionsfreiheit, fanden immer einen starken Ruf in der südböhmischen Region. Hus selbst lebte übrigens in den Jahren 1413 und 1414 in der Festung Kozí Hrádek und in Sezimovo Ústí, d.h. in der unmittelbaren Nähe des künftigen Tábor. Hier entschied sich eine Gruppe der Lehrjungen und Anhänger von Hus, ihre Vorstellungen und Träume von einer gerechten Gesellschaft zu verwirklichen. Ihren Bemühungen entspricht auch der Name des biblischen Berges in Palästina, den sie für ihre neue Siedlung wählten. Die Stadt wurde aber bald vor allem zu einem mächtigen Zentrum des Hussitentums. Im Rahmen des damaligen Böhmischen Staates stellte sie eine selbständige politische Einheit mit ihrer eigenen Wirtschaft, bewaffneten Macht, und sogar mit ihrer eigenen Außenpolitik dar. Die Autorität des böhmischen Königs als Landherrschers anerkannten die Taboriten gar nicht oder nur formal.
Im Jahre 1437 erhielt die Stadt ein Privilegium vom römischen Kaiser und böhmischen König Sigismund von Luxemburg, das der Stadt Tábor wieder den Status einer Königsstadt verlieh. Aber erst im Jahre 1452 kapitulierte Tábor vor dem Heer des Landesvogts Jiří von Poděbrady, und die stolze Gemeinde anerkannte den böhmischen König als ihren Herrn. Nicht einmal das einzigartige, seit der Gründung der Stadt gebaute Befestigungssystem konnte diesmal die Taborer Unabhängigkeit retten.
Ruhigere Jahre zu Ende des 15. Jahrhunderts ermöglichten einen ungewöhnlichen Aufschwung der Stadt. Tábor begann, die Züge einer echten Stadt zu gewinnen so, wie man sie heute kennt. Anfang des 15. Jahrhunderts entstand etappenweise das Rathaus, das Symbol des Reichtums und des Prestiges der Stadt. Dann folgten eine großzügige Umgestaltung des Domes, der Kirche Zur Verklärung Christi auf dem Berg Tábor, und die Entstehung des Talbeckens Jordan, des ersten Talbeckens in Mitteleuropa. So gelang es, für die Stadtbewohner genug Trink - und Gebrauchswasser zu sichern. Die Umgestaltungen des historischen Kerns wurden auch im 16. Jahrhundert, in der Zeit der böhmischen Renaissance, fortgesetzt. Große Brände, besonders die in den Jahren 1532 und 1559, zerstörten die meisten, damals oft noch hölzernen Bürgerhäuser. Neben persönlichen Menschentragödien brachten diese Brände aber auch Anregungen zum neuen Baubestreben. Damals verwandelte sich Tábor definitiv in eine aus Stein erbaute Stadt, und die Fassaden der Bürgerhäuser wurden mit der für die Renaissance so typischen Sgraffitiausschmückung versehen. Zu dieser Zeit wurde auch das System der Taborer unterirdischen Räume beendet. Diese heute reichlich aufgesuchte attraktive Sehenswürdigkeit entstand seit dem 15. Jahrhundert durch die Vertiefung der Keller unter den einzelnen Häusern in der Altstadt. Manche Keller wurden allmählich miteinander verbunden und bildeten einen Komplex der unterirdischen Räume. Ein Teil davon wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Im Jahre 1547 lehnte die Stadt ab, dem böhmischen König Ferdinand I. im Feldzug gegen die deutschen Lutheraner die Militärhilfe zu leisten. Der Habsburger Herrscher bestrafte die Bürger besonders durch die Beschlagnahmung des umfangreichen Grundbesitzes, der bis zu der Zeit die Grundlage der Stadtprosperität bildete. Tábor verweigerte den Habsburgern den Gehorsam auch im Jahre 1618 und schlug sich zu dem von dem nichtkatholischen Adel geführten Aufstand. Als sich die Stadt drei Jahre später dem Kaisergeneral Merradas ergab, plünderten die Kaisersoldaten die Stadt rücksichtslos aus. Genauso schlecht ging es den Taborern auch im Sommer 1648, als sie diesmal Opfer der Schweden-Armee wurden.
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges konnten sich die Taborer über die lange Friedenszeit freuen, die so sehr notwendig für die Entschädigung der Kriegsverluste war. Die Atmosphäre des Alltagslebens und des kulturellen Geschehens bereicherte in der Mitte des 17. Jahrhunderts der Einzug des Augustinermönchsordens, für den der italienische Architekt Antonio de Alfieri ein neues Kloster aufbauen ließ. Anfang des 18. Jahrhunderts entstand in der Nachbarschaft der Stadt ein anderes bedeutendes Denkmal des damals gipfelnden Barocks. Die Wallfahrtskirche auf der Gedenkstätte in der Gemeinde Klokoty projektierte wahrscheinlich Jan Santini - Aichl, ein hervorragender europäischer Repräsentant der Barockarchitektur.
Die Bemühungen einiger Generationen der tschechischen patriotischen Intelligenz verursachten im 19. Jahrhundert die Wiedergeburt und den Aufschwung des nationalen Lebens. Das spiegelte sich auch in der neuen Entwicklung der kulturellen Bedeutung Tábors wider. Die Gründung des Realgymnasiums mit der ausschließlich tschechischen Unterrichtssprache (des ersten seiner Art in der damaligen Habsburgermonarchie) und der höheren Wirtschaftsschule erneuerte in den 60-er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Tradition des reifen Taborer Schulwesens. Im Jahre 1878 wurde das Stadtmuseum errichtet, das durch seine Tätigkeit das aufgefrischte Interesse für die hussitische Epoche in der tschechischen Geschichte und in der Geschichte der Stadt zu entwickeln half.
Das Interesse flaute nicht einmal nach der Entstehung des selbständigen Tschechischen Staates ab und auch die Okkupation durch Deutschland in den Jahren 1939 - 1945 erstickte es nur vorübergehend. Die schweren Okkupationsjahre hatten leider nicht nur die Vernichtung des Judenfriedhofs und die Verfolgung der jüdischen Mitbürger zur Folge. Das Vermächtnis der 156 unschuldigen Opfer hält gegenwärtig das am Stadtrand aufgebaute Denkmal, das sich an der Stelle des damaligen Nazirichtplatzes befindet.
Die Nachkriegsentwicklung kennzeichnet sich durch die Entwicklung der Stadtverbauung, durch den Einwohnerzuwachs und durch die Bemühungen um die Festigung der kulturell historischen Stadttraditionen. Aus dem Gesichtspunkt der wirtschaftlichen Prosperität ist es wichtig, dass Tábor heute der Knotenpunkt der bedeutenden Verkehrsrichtungen Praha (Prag) - České Budějovice (Budweis) - Linz und Písek - Pelhřimov - Brno (Brünn) ist. Durch die kummunale Neuordnung Tábor - Sezimovo Ústí und Planá nad Lužnicí entstand hier der zweitgrößte Bevölkerungs- und Wirtschaftsraum Südböhmens. Auch aus dem Gesichtspunkt der Einwohnerzahl (etwa 37 000) kommt Tábor der zweite Platz in Südböhmen zu. Die Stadt Tábor stellt zur Zeit ein natürliches Kreis- und Regionzentrum dar.
Persönlichkeiten von Tábor
Jan Žižka z Trocnova (1360, Trocnov – 1424, Přibyslav) stammte aus einer armen Familie und die meiste Zeit seines abenteuerlichen Lebens verdiente er sein Geld als Söldner. Im fortgeschrittenen Alter begeisterten ihn die Ideen von Jan Hus über die Reformation der Kirche und Gesellschaft, und er beschloss, diese Ideen auch mit der Waffe in der Hund durchzusetzen. Allmählich wurde er zum berühmtesten aller hussitischen Heerführer. Er kam nach Tábor in der Zeit der Gründung der Hussitengemeinde, die dank Žižkas Fähigkeiten bald zur stärksten Macht in der Region wurde. Obwohl er bald nach Ostböhmen ging, bezeichnen ihn die Táborer mit Recht al einen der Stadtgründer. Auf Žižkas Spuren stoßen wir auch heute im Namen des Hauptstadtplatzes, in den Sälen des historischen Rathauses oder in der Bezeichnung der Kanonenbastei – dem ursprünglichen Bestandteil der mittelalterlichen Befestigung.
Ignác Šechtl (1840, Prag – 1911, Tábor) zählte zu den Vorreitern der damals sensationellen technischen Erfindung – der Fotografie. Er begann in Pilsen zu arbeiten, doch ab 1876 machte er sich in seinem Daueratelier in Tábor ansässig. Aus seiner Werkstatt stammen die ältesten Aufnahmen der Stadt. Šechtls Nachfahren widmen sich der Fotografie bis heute und das digitale Archiv wird ebenfalls zur Verfügung gestellt.
August Sedláček (1843, Mladá Vožice – 1926, Písek) widmete sich sein ganzes Leben lang der Geschichte und Heimatkunde, und das nicht nur beruflich, sondern auch in seiner Freizeit. Nur so konnte er die umfangreiche Enzyklopädie der Herrensitze in Böhmen erstellen, ein Werk, das heutzutage nur ganze Teams von Fachleuten schaffen würden. In Tábor unterrichtete er Geschichte am Realgymnasium und machte sich auch um die Gründung des hiesigen Museums und das Sammeln von Archivmaterialien zur Geschichte Tábors verdient. In seinem Geburtsort steht heutzutage sein Gedenksaal, der an das Leben dieses außerordentlichen Wissenschaftlers erinnert.
František Křižík (1847, Plánice bei Klatovy – 1941, Stádlec bei Tábor). Křižík können wir ganz gelassen mit den Helden der Romane von Jules Verne vergleichen. Der talentierte Mann der Wissenschaft und Industrie war der Autor von einer ganzen Reihe von Konstruktionen und Erfindungen, vor allem aus dem Bereich der Elektrotechnik. Im Jahr 1903 baute der „tschechische Edison“ die erste elektrifizierte Eisenbahn von Tábor nach Bechyně. Auf der auch heute noch genutzten Bahnstrecke verkehren gelegentlich auch die renovierten Fahrzeuge aus Křižíks Ära.
Richard Lauda (1873, Jistebnice – 1929, Tábor) Maler, Grafiker und Illustrator gehörte zu vielen Künstlern, welche stark von Südböhmen beeinflusst wurden. Er malte viele Bilder und Grafiken, die Tábor und die breitere Umgebung darstellten, wobei er für seinen Geburtsort eine besondere Vorliebe hatte. Er widmete sich aber auch der Illustration von Kinderbüchern und Schulbüchern. Die Vielseitigkeit von Laudas Werk dokumentiert auch der Gedenksaal in Jistebnice.
Oskar Nedbal (1874, Tábor – 1931, Zagreb), den gebürtigen Táborer stellt die Büste im Foyer des Táborer Theaters dar, das seinen Namen trägt. Nedbal stammte aus einer Táborer Musikantenfamilie und es gelang ihm, die geerbte Begabung vor allem als Geigenvirtuose, Dirigent und Komponist von Balletts und Opern zu nutzen. Dank seiner Wirkung im Tschechischen Quartett gewann er internationale Anerkennung, am häufigsten aufgeführt im Táborer Theater wird jedoch seine berühmteste Operette „Polnisches Blut”.
Karel Černý (7.4.1922 − 5.9.2014) - tschechischer Filmarchitekt und bildender Künstler, Oscar-Preisträger in der Kategorie Bestes Szenenbild für den Film Amadeus (1985). Im Jahre 2013 erhielt er den Filmpreis Tschechischer Löwe für seinen langjährigen Beitrag zur Entwicklung der tschechischen Filmkunst. Nach dem Leben in Prag ließ er sich in Tábor nieder, wo er im Jahre 2014 im ehrwürdigen Alter von 92 Jahren verstarb.
Partnerstädte
Tábor schloss mit folgenden Städten eine Partnerschaft: Konstanz in Deutschland (im Jahre 1984), Dole in Frankreich (im Jahre 1997), Orinda in den USA (im Jahre 1999), Wels in Österreich (im Jahre 2005), Škofja Loka in Slowenien (im Jahre 2006), Nové Zámky in der Slowakei (im Jahre 2011).